Bisherige Nutzung von CWRs für die Kulturpflanzenoptimierung

Crop Wild Relatives haben in den letzten zwei Jahrhunderten manchmal eine glückliche und manchmal grundlegende Rolle bei der Verbesserung der Landwirtschaftssysteme gespielt, auch wenn die breite Öffentlichkeit davon kaum etwas erfährt.

Ein frühes Beispiel für CWR-Nutzung war Ende des 19. Jahrhunderts, als die Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae) aus Nordamerika nach Europa gelangte. Die kleine Laus ernährt sich von den Weintraubenwurzeln, was sie subito in ganz Europa zu tun begann. Insbesondere in Frankreich sorgte sie für dramatische Verwüstungen, der sogenannten „Reblauskrise“ Allein in Frankreich wurden dadurch zwischen 1868 und 1900 schätzungsweise 2,5 Hektaren Weinberge zerstört.[i] Ironischerweise stammt die Lösung vom gleichen Ort wie das Problem: Die nordamerikanische Traubenspezies Vitis rupestris, Vitis berlandieri und Vitis riparia haben nämlich reblausresistente Wurzeln. Amerikanische Botaniker sandten sie nach Europa, wo die europäischen Weinbauern ihre Weinberge langsam wieder mit diesen wilden, resistenten Rebunterlagen in Stand setzten. Heute gibt es auf der ganzen Welt immer noch unzählige wilde Vitis Rebunterlagen, mit Veredelungen als Chardonnay, Merlot, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir.[ii]

Wenn Sie lieber Bier statt Wein trinken, werden Sie sich freuen, dass einige der prämiertesten Hopfensorten ihren hohen Gehalt an Alphasäure durch frühere Kreuzungen mit zwei Wildhopfensammlungen aus Nordamerika erhielten.[iii]

Die rasante Ausbreitung des Zuckerrohr-Mosaikvirus war eine weitere Grundlage für die frühe Nutzung von CWRs. Das Virus konnte in den Anbauregionen von Zuckerrohr erst gestoppt und die Branche gerettet werden, als neue Varietäten mit einer Resistenz gegen das Mosaikvirus eingekreuzt wurden aus der wilden Sorte Saccharum spontaneum. Die Kreuzung erfolgte spontan zwischen der kultivierten Sorte Black Cheribon und der wilden S. spontaneum an den Hängen eines erloschenen Vulkans in Indonesien. 1921 diente dies zur Züchtung der Zuckerrohr-Varietät P.O.J. 2878, die beste Zuckerrohrsorte je. Ohne der Resistenz der wilden Sorte, hätten wir wohl heute kein Zuckerrohr mehr.[iv]

Aber Zuckerrohr ist nicht die einzige Kulturpflanze, die Ihre Vorliebe nach Süßem stillt: Kakao und Ölpalmen konnten dank Züchtungsbemühungen ebenfalls mit wertvollen wilden Genen versehen werden. Kakao (Theobroma cacao), der Grundstoff für Schokolade, verzeichnet höhere Ernten und eine bessere Dürretoleranz seit der Einkreuzung mit wildem Keimplasma aus dem oberen Abschnitt des Amazonas. Die Kreuzung mit wildem c aus Zentralafrika konnte die Ernte von Palmöl um 25 % steigern.

CWRs haben viele weitere wertvolle Eigenschaften für viele Kulturpflanzen gebracht. Dank dem wilden Oryza longistaminata und Hordeum spontaneum sind Reis und Gerste nun resistenter gegenüber Dürreperioden. Cicer reticulatum hat unsere Kichererbsen hitzebeständiger gemacht.[v] Und die wilde Tomatensorte Lycopersicon pimpinellifolium brachte die nötige Resistenz gegenüber Fusarium oxysporum, woraus 1941 die Sorte Pan America entstand, die erste Tomatensorte, die dem Pilz trotzte und so den Tomatenausbau auf den sandigen Böden Floridas ermöglichte.[vi] Untenstehende Tabelle zeigt Schätzungen der jährlichen Werte, die CWR in 1986 einbrachten.

Der geschätzte Jahreswert der genetischen Beiträge durch CWR in die US-Landwirtschaft in 1986 in 1986$-und 2012$-Werten.[vii]

Prozentsatz des Totals Jährlicher Beitrag insgesamt (1986 $) Jährlicher Beitrag insgesamt (2012 $)
Zuckerrohr 34,8 % $119.400.000 $250.120.000
Sonnenblume 25,8 % $88.500.000 $185.390.000
Kakao 14,3 % $49.000.000 $102.650.000
Weichweizen 10,3 % $35.300.000 $73.950.000
Ölpalmen 9,4 % $32.300.000 $67.660.000
Hopfen 3,5 % $11.900.000 $24.930.000
Zuckerrübe 0,9 % $3,0 – $3,25 Millionen $6,28 – $6,81 Millionen
Tabak 0,5 % $1.900.000 $3.980.000
Hafer 0,4 % $0,6 – $2,3 Millionen $1,26 – $4,82 Millionen
Hundszahngras 0,1 % $400.000 $837.900
Total1 $342,3 – $344,25 Millionen $717,1 – $721,1 Millionen

 

1Prescott-Allen und Prescott-Allen (1986) nahmen auch Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Erdbeeren, Baumwolle, Tulpen, Nelken, Espartogras, die Spanische Schwertlilie, die Wehrlose Trespe, die Amerikanische Heidelbeere und Lattich auf, die von wilden Sorten profitieren könnten, allerdings konnten sie den Wert dieser Beiträge nicht genau einschätzen.

Abgesehen vom aktuellen Wert der früheren Beiträge, besitzen CWRs eine Vielzahl von Eigenschaften von möglicherweise großer Bedeutung für zukünftige Züchtungen. Beispielsweise ist die wilde Reissorte Oryza coarctata gegenüber Salz sehr tolerant, während die wilde Gerste Hordeum bulbosum gegenüber mehrere Krankheiten sehr resistent ist und Dürre, einen hohen Salzgehalt im Boden und Frost gut übersteht. Auch in der wilden Kichererbsensorte Cicer echinospermum und Sonnenblumensorte Helianthus argophyllus konnten Gene für Dürretoleranz aufgezeigt werden.[viii] Die wilde Spezies Lycopersicon hirsutum der Tomate zeigt sich gegenüber 9 von 16 Schädlingen resistent.[ix] All dies ist nicht einfach nichts: Eine Studie von PricewaterhouseCoopers LLP schätzt den potentiellen Wert für die zukünftige Nutzung der wilden Genpools von 32 der wichtigsten Kulturpflanzen auf 196 Milliarden Dollar.[x]

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